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Kochende Eierstich- oder Wölkchen-Suppe im Kochtopf |
Die Geschichte zur Suppe
Heute möchte ich allen meinen Lesern ein Rezept vorstellen, an dem ich besonders hänge. Denn man hat mich zu einer Blogparade von Mehr Genuß eingeladen. Und Sie werden es kaum glauben, wie das Thema lautet! Denn es ist: Mein Gericht - Meine Erinnerung. (Mehr zur Blogparade gibt es im Link)
Und da bei mir der Duft von leckeren Speisen immer ein paar Erinnerungen aus den Tiefen meines Geistes emporsteigen läßt, paßt diese, meine Eierstich-Suppe wunderbar zu dieser Blogparade!
Denn das Rezept habe ich von meiner Mutter bekommen. Und die hat es von meiner Oma. Und diese Oma hat schwäbische Wurzeln. Klar, das hier der Gedanke gleich an Spätzle kommt. Zum Glück gab es bei ihr nicht oft Spätzle, denn hier regt sich in mir der preußisch-anhaltische Genpool. Und der schreit nach Kartoffeln und nicht nach Spätzle. Aber zur Ehrenrettung meiner Oma: Ihre selbstgemachten Nudeln waren einfach unwiderstehlich, wenn die in der Küche trockneten! Leider hat sie mir deren Rezept nie verraten...
Aber zurück zur Eierstich-Suppe. Die gab es bei uns oft. Denn der Garten am Haus lieferte reichlich Gemüse. Und die gackernden Hühner steuerten reichlich Eier bei. Manchmal auch ihr Leben, wenn sie verstehen, was ich meine. Denn eine kräftige Brühe...
Aber ich hatte einmal eine Henne. Die hieß Amanda. Amanda, die kam nie in den Topf! Auch hier kommen Erinnerungen...
Ich schweife schon wieder ab! Zurück zur Suppe.
Also wenn ich diese Suppe koche, dann muß ich an allerhand Damen denken, wie ich gerade merke. Nicht nur an Mutter, Oma und Amanda das Huhn. Aber Ihnen muß ich ja nun wirklich nicht alles verraten!
Denn meistens sind es die einfachen Gerichte, die sich dauerhaft einprägen. Dabei auch noch das Herz erwärmen. Und fest steht ohnehin. Niemand kocht besser als die Großmutter! Und die Mutter! Zumindest für uns Männer.
Und ja, wir im Osten haben richtig gut gegessen, dies können uns auch Leute aus dem Abendland Deutschlands glauben. Auch wenn die manchmal behaupten, wir hätten den ganzen Tag geheult und vor Hunger die Leder-Riemen gekaut. Gerade die eigene Sippe da irgendwo im... Auch wir haben geschafft und konnten zulangen!
Egal.
Aber jetzt Schluß mit dem Gerede! Ich habe Hunger!
Ich ziehe mir nur noch schnell die Kochschürze an und setze mir ein weißes Hütchen auf! Denn nun geht es um alles und besonders meine Ehre! Denn wie ich gesehen haben, kochen hier gelernte Köche um die Wette!
Und bevor hier jemand anfängt zu meckern: Ich weiß, dies ist keine echte Eierstich-Suppe. Auch keine Nudel-Suppe. Und erst recht auch keine Spätzle-Suppe. Höchstens Faule-Mägde-Spätzle. Aber von einer ganz faulen Magd, so groß wie die sein sollen.
Wer will nennt deshalb meine Suppe Wölkchen-Suppe. Mein Arbeitstitel bleibt: Eierstich-Suppe. So wie sie meine Mutter genannt hat. Und meine liebe Mutter hatte immer recht, wenn es ums essen ging. Und weil es bei ihr so lecker war, habe ich nie widersprochen. Oder weil ich den Mund voll hatte.
Wir starten mit einer guten Brühe.
Genau. Denn ohne Brühe geht es nicht. Wir kochen eine Suppe, die dem ganz normalen Alltag entspringt. Soll bedeuten: Wir schauen, was uns der Kühlschrank und der Garten aktuell anbieten können. Und dies variiert. Hat es auch bei meiner Mutter.
Aber wollen wir nicht immer: Regional & Saisonal!?
Eben!
Veganer bitte jetzt den folgenden Absatz überspringen!
Also Kochtopf raus und Wasser rein. Und die Zutaten der Brühe. Wer Fleisch liebt und es deftig mag, nimmt Huhn, Rind, Griesknochen oder was er hat. Suppengrün kommt bei mir erst später in die Suppe, denn ich koche manchmal für 2 Tage Brühe und schöpfe die Hälfte in ein Schraubglas ab. Das spart Arbeit.
Ich setze jetzt voraus, daß Sie eine Brühe kochen können.
Nicht?
Aber echt jetzt!
Fleisch in das Wasser und simmernd kochen, bis es gar ist! Je langsamer um so besser.
Und ab hier wieder lesen! So, jetzt sind wir wieder alle zusammen.
Aber eine kräftige Gemüsebrühe tut es immer. besonders, wenn diese Suppe eine Vorsuppe werden soll. Wird sie aber bei mir heute nicht.
Und jetzt wird es bunt im Topf!
In meine Suppe kommen jetzt gewürfelte
- Möhren
- Zwiebeln
- Porree (Lauch)
- Sellerie-Knolle
- Kartoffeln
Wer will, kann auch ein oder zwei Rosenkohl-Röschen, etwas Kohl, Kohlrüben, Pastinaken oder andere köstliche Gemüse im Chor mitsingen lassen.
Gewürze dürfen nicht fehlen!
Lorbeer, Kümmel, ein wenig Knoblauch, Ingwer, Salz und Pfeffer. das reicht schon. Den Rest bringen die Kräuter.
Wenn alle Zutaten fast gar sind, gebe ich noch eine kleine Dose junger Erbsen in die Suppe. Das ist mir wichtig, weil diese Erbsen ein wenig an Zartheit in meine Suppe bringen. Und Süße.
Die Wölkchen dürfen nicht fehlen!
Klar. Wäre sonst keine Wölkchen-Suppe.
Man nehme 1 Ei (ich bin bei dieser Suppe verfressen - dann 2 Eier). Das kommt in eine Schüssel.
Wieder Pfeffer, Salz, Muskat, evtl. Kräuter in das Ei geben.
Nun kommt das Mehl mit in die Schüssel. Original nehme ich 405er Mehl. Neuerdings variiere ich mit der Zugabe von etwas Dinkel und Kamut. Das gibt einen ganz anderen Biß!
Jetzt muß man selber Testen, wie die Mengen sind. Jedes Mehl reagiert anders mit dem Ei.
Mehl und Ei verrühre ich mit einer (sehr stabilen) Gabel, bis der Teig relativ fest wird. Fast so fest wie Nudelteig. Aber nicht kneten!!! Nur mit der Gabel rühren. Und Finger weg vom Handmixer!
Denn hier steckt die Kunst meiner Wölkchen-Suppe!
Ist der Wölkchen-Teig dünner, gibt es nur kleine Wolken, Ist der Teig schön fest, ergibt dies Cumulus-Wolken, wie ich sie mag.
Kochen hat etwas mit Gefühl zu tun. Das merkt man spätestens jetzt.
Diese Wölkchen zupfe ich nun direkt in die leicht kochende Suppe. Sie werden staunen, wie die sich auftürmen!
Ich hätte Sie vielleicht schon früher darauf hinweisen sollen: Nehmen Sie einen ausreichend großen Topf! Aber Freunde von Spielzeugtöpfen müssen nun sehen, wie sie diese Situation meistern.
Grün ist gut für die Augen!
Und für den Gaumen auch! Deshalb freue ich mich schon auf die warme Jahreszeit, wenn sich der Rundgang durch meinen
Kräutergarten Fuhnegarten lohnt.
Denn ich sollte noch erwähnen, daß ich in der Kräuterkammer Deutschlands - der Region Anhalt, Börde, nördliches Harzvorland - aufgewachsen bin. Dies bedeutet: Sparen Sie nicht mit Kräutern!
In meine Wölkchen-Suppe gehören Bohnenkraut, Liebstöckel, Petersilie, Thymian, Rosmarin, Majoran, Oregano. Ich meine UND und nicht ODER! Denn so schmeckt und duftet für mich meine Heimat! Denn ich lebe dort, wo der Kümmel und der Majoran wachsen!
Meine Kräutersalze sind intensiv.
Aber jetzt wird gegessen!
Da ich die Kräuter nur ganz kurz der Hitze des Suppen-Topfes aussetzen möchte, kommen die Kräuter erst zum Schluß an die Suppe.
So, nun wird aber erst einmal gegessen!
Ich wünsche Ihnen Viel Spaß beim Nachkochen und genießen!
Ihr Holger Hintz
P.S. Sollte noch Suppe übrig bleiben: Wir verschwenden keine Lebensmittel! Suppen schmecken aufgewärmt noch viel besser!