Wir haben ja in Deutschland so eine Redewendung, wenn man langsam auf Reserven zurück greifen muß. Gut für den, der mit seinem Garten Vorratswirtschaft betreibt und diese Reserven hat! Denn nur dann kann man beruhigt sagen:
Jetzt geht es an Eingemachte!
Besonders in Hungerjahren, wenn die Ernte ausfällt.
Der Wein steckt ja solche Trockenheit - ich erinnere: wir haben seit April keinen Regen bekommen, welcher den Namen verdient - erstaunlich gut weg. Wie man an meinem Roten Aderstedter sehen kann. Aber der ist in diesem Jahr schon erntereif, was ich für ein wenig früh halte.
Roter Aderstedter Wein |
Aber sein blauer Kumpel, der Blaue Bernburger, schaut schon weniger fröhlich drein. Denn der Blaue Bernburger hat bei mir tüchtig mit der Dürre zu kämpfen. Die Trauben sind schon runzlig, aber richtig süß schmecken sie nicht.
Blauer Bernburger Wein |
Die komplette Ernte meiner Herbst-Himbeeren ist ausgefallen. da haben die Pflanzen versucht, Früchte zu tragen, die aber für eine gute Marmelade nicht taugten. Später kamen nur noch Mumien.
Und wo keine Frucht ist, kann man keine Marmelade für den Markt kochen!
Dürre bei Herbst-Himbeeren |
Dürre bei den Brombeeren |
Dürre: sterbender Apfel |
Auch neigen die Äpfel in diesem Jahr zum schnellen Verderb. Darum kann man das Fall-Obst kaum nutzen. Sie sehen ja, wie trocken der rasen unter den Äpfeln ist. Da federt nichts den Aufprall der Äpfel ab, wie dies eigentlich gewollt ist.
Fall-Obst |
Aber:
Denn was man nicht erntet, kann man nicht verkaufen. Was man nicht verkauft, bringt mir kein Einkommen. Dies ist das eigentliche Ärgernis dieser Dürre.Staatliche Hilfen bekomme ich sowieso nicht, weil ich so klein bin.
Dennoch haben wir beschlossen, unsere Preise nicht anzuheben. Denn wir haben unsere Preise fair gestaltet. Für unsere Kunden und auch für meine Leute und mich. Für uns, damit wir solch schlechten Jahre abpuffern können. Denn dies bedeutet fair.
Und zum Glück haben wir ja noch unser Eingemachtes und anderen Produkte, die wir noch verkaufen können. Damit Sie auch weiterhin meine Marmeladen genießen können.
Ich glaube aber, daß ich ein wenig naiv bin, wenn ich bei den Kunden in Sachsen-Anhalt Verständnis dafür erwarte, wenn man in einer Not-Situation wie dieser Dürre ist. Denn dies hieße vom Kunden, fair zu uns einheimischen Erzeugern zu sein.
Denn Sie werden kaum glauben, mit wie vielen selbsternannten Preis-Nazis ich am Samstag in Aschersleben über meinen Preise diskutieren durfte, die ich seit Jahren nicht erhöht habe!
Von Ernte-Ausfällen, hohen Wasserkosten für die Beregnung, stark gestiegenen Marktgebühren und Verwaltungskosten etc. wollten die nichts wissen. Die verlangen doch rotzfrech von mir, meine Ware unter Erstellungskosten zu verhökern! Diese Debatten nehmen irgendwie gerade in diesen Wochen zu. Richtig aggressiv. Und das auch noch auf einem Erzeugermarkt! Besonders von Typen in albernen Camp David-Klamotten und durch gutbürgerliche Gutmenschen.
Da nehmen Sie es mir bitte nicht übel, wenn ich da ein wenig gereizt reagiere.
Und dies, obwohl ich trotz Ernte-Ausfälle meine Preise nicht erhöht habe!
Zum Glück hatte ich auch wirklich nette Kunden am Stand. Das muß auch mal gesagt werden, weil das harte Marktleben mit diesen Leuten Spaß macht.