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Augen auf beim Saatgutkauf!

 


Auch wenn wir noch im tiefsten dunklen Winter sind, geht die Gartenplanung langsam los. Denn man fragt sich langsam, welche Gemüse und Kräuter möchte ich in diesem Jahr anbauen, brauche ich noch ein neues Beet, was kann ich besser machen als im letzten Jahr....

Ja, das sind schon viele Gedanken, die man sich über die nächste Gartensaison macht.

Und wer wie ich in den vergangenen Jahren beobachtet hat, wie das Sortiment und Vielfalt an Saatgut im Handel förmlich zusammengeschrumpft ist, der weiß:

Wenn ich jetzt eine Tüte sehe, die ich haben will, muß ich auch jetzt zugreifen!


Doch was muß ich eigentlich beim Kauf von Saatgut beachten?

Wichtig ist erst einmal, ob die Pflanze, die dort in der Tüte ist, auch in meinem Garten wachsen würde. Paßt mein Standort zu deren Bedürfnissen oder nicht. Auch sind die unterschiedlichen Tageslängen nicht zu unterschätzen! Unsere Tage sind im Sommer länger als in Süddeutschland oder gar in Österreich! Bei einigen Sorten der Gemüse und Blumen können diese 20 Minuten Unterschied in der Tageslänge schon über Erfolg und Mißerfolg der Ernte entscheiden!

Vieles geht inzwischen, weil es im Garten immer wärmer wird. Doch was in Holland oder in Österreich prächtig wächst, hat Probleme in der Mitteldeutschen Börde. Denn wir haben eine ganz andere Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung und mehr als zum Beispiel an der Nordsee. Im Getreideanbau weiß dies der Bauer und sucht sich zum Beispiel die Weizensorten dementsprechend aus. Wir machen dies auch mit unserem Gemüse.

Funktioniert der Anbau bei uns? Dies kann sein, muß aber nicht. Oder doch. Man kann es ja ruhig einmal ausprobieren. Aber diese Fragen sind wichtig.

Deshalb geht meine Wahl vorzugsweise hin zu den alten einheimischen Sorten. Denn die wurden im Laufe der langjährigen Züchtung genau an den jeweiligen Standort mit allen seinen Bedingungen angepaßt. Folglich kann das Saatgut aus Übersee im Garten nur noch auf voller Länge versagen, oder auch nicht...

Es gibt aber ein ABER. Denn wenn der Züchter aus Kostengründen die Zwischenvermehrung des Saatgutes dieser Sorten in Afrika oder am Mittelmeer macht, dann geht die Anpassung an unsere Region flöten. Dies erklärt, warum Sorten, die früher immer funktioniert haben, heute versagen.

Also muß ich schauen, bei welchem Anbieter ich mein Saatgut kaufe. Wird die Zwischenvermehrung in Deutschland - am besten in meiner Region - oder auf anderen Kontinenten durchgeführt? Eine Antwort wird wohl nur der geben, der dies bei uns macht. Dies werden dann meist nur kleine Züchter- und Saatgutvermehrer sein, welche es immer weniger gibt. Klar sind die meist ein wenig teurer.

Doch wer sein Saatgut nicht selbst vermehren möchte, muß eben einige Cent mehr für seinen Erfolg im Garten zahlen. Denn was nutzt es, das Ganze Jahr die Pflanzen zu gießen, wenn man am Ende nichts ernten würde?! Eben.

Eine Alternative sind Saatguttauschbörsen. In der Hoffnung, daß die Etiketten stimmen.

Und natürlich die eigene Vermehrung von "sortenechtem Saatgut". 

Die Eigenvermehrung klappt aber nicht bei Hybrid-Sorten. Hier steht F1 auf der Tüte. Hybriden sind nichts schlimmes. Dies hat auch nichts mit Gentechnik zu tun. Hybriden sind eine Kreuzung aus stark ingezüchteten "Eltern", deren "Kinder" durch Heterosis besondere gewünschte Eigenschaften haben sollen. So zum Beispiel Ertrag, Fruchtgröße etc.

Der positive Effekt für den Züchter ist nebenbei: Hybriden sind so eine Art Kopierschutz. Denn man kann daraus kein eigenes Saatgut ziehen und muß das Saatgut jedes Jahr neu kaufen. Macht ja auch Sinn, weil die Züchtung neuer Sorten sehr viel Geld und Zeit kostet.

Also fassen wir zusammen:

Ich brauche Saatgut für meinen Standort, möglichst hier produziert. Von Sorten, die zu meinem Standort gehören und die ich meist selber vermehren kann. Das sind dann alte Landsorten der Region, deren Sortenschutz (noch so ein Thema) erloschen ist. Die passe ich durch meine eigene Vermehrung immer stärker an meinen Gartenstandort an, was zum Glück von allein passiert.

Oder ich habe eine Saatgutquelle in der Region.


Was muß ich beim Kauf noch beachten?

Wo wurde das Saatgut gelagert, welches ich kaufen möchte? Denn das Saatkorn ist förmlich der kleine Embryo meiner späteren Pflanzen im Garten. Und damit später meine kleinen leckeren Babies wachsen können, müssen sie auch lebensfähig sein!

Bedroht werden unsere kleinen Schätze durch Hitze, Feuchtigkeit und Frost. (Um mal die gefräßigen Schmarotzer außen vor zu lassen.)

Das heißt: Saatgut will kühl aber frostfrei und trocken gelagert werden.

Ich gehe davon aus, das die Saatgutfirmen alles tun, um die Keimfähigkeit des Saatgutes zu erhalten. Denn wer kauft Saatguttüten, die immer wieder versagen?

Anders sieht es oft beim Handel aus. Da bekommt eine Filiale einen Saatgutständer mit dem besten Saatgut und weiß im Laden nicht wohin. Also raus damit vor die Tür, um da Saatgut schnell zu verkaufen. Oft habe ich diese Ständer schon mitten im Schnee gesehen. Das wird gemacht, weil es dem Personal egal ist oder weil man schlicht zu doof ist und keine Kaufmannsehre hat.

Finger weg von Saatgut, welches im Frost vor der Tür stand! Leider sieht man dies immer wieder!

Vorsicht ist auch geboten, wenn man Saatgut im Internet bestellt. Denn wie kalt wird es dem Saatgut bei dem Transport zu mir? Am besten mit der Bestellung warten, bis die Nächte auch frostfrei sind.


Ein weiterer Punkt ist: Auf den Tüten steht die Dauer der garantierten Keimfähigkeit. Saatgut keimt auch noch danach, wenn es gut gelagert wurde. Außer einige empfindliche Kulturen, deren Saatgut von Natur aus nur kurz lagerfähig ist. Aber dieses Thema würde diesen Artikel hier sprengen.


Deshalb: Augen auf beim Saatgutkauf! damit alles später im garten klappt, was man sich erhofft hat!

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